Yes, we can…#1

Debora legte Anfang März in Civitanova Marche die B2-Prüfung ab. Es war kurz vor dem Shutdown in Italien. Sie nahm den ersten verfügbaren Flug, um nach Deutschland zu kommen, denn sie rechnete damit, dass früher oder später auch die Flughäfen in Italien geschlossen würden und sie deshalb für lange Zeit nicht mehr die Möglichkeit haben würde zu reisen. Sie kam ohne unser Wissen in Hamburg an, weil wir erst Mitte März auf sie warteten. Als wir sie anriefen, um herauszufinden, wann genau sie ankommen würde, um sie vom Flughafen abzuholen, antwortete sie, dass sie ihren Flug vorverlegt habe und im Hotel bleibe. Sie warte darauf, dass ihre Unterkunft zur Verfügung stehe, und weil sie sich in freiwillige Quarantäne begeben habe, da sie aus einem als “gefährdet” geltenden Gebiet komme.

Glücklicherweise haben wir es geschafft, ihre Unterkunft vor dem geplanten Termin zu bekommen, und wir haben die ganzen bürokratische Erledigungen mit ihr hier in Hamburg erledigt: Meldeamt, Online-Bankkonto und Krankenversicherung. Sie musste nur den Betriebsarzt alleine besuchen, weil wir nicht mehr ins Krankenhaus durften, aber sie hat es sehr gut geschafft!

Sie arbeitet seit dem 1.4. im Albertinen-Krankenhaus als Schwesternhelferin, weil wir wegen der Einschränkungen in den öffentlichen Ämtern auch hier in Deutschland einige Wochen auf die Anerkennung warten müssen.  Es geht ihr sehr gut und sie ist bereits voll in die Station integriert!

Wir sind sehr stolz auf sie!

Wir: Debora, wie hast Du Deinen Weg hierher gefunden, unabhängig und mutig. Wie ist es gelaufen?

Debora: Trotz der außergewöhnlichen Umstände lief alles sehr gut. Ich bin auf jeden Fall erleichtert und noch motivierter.

Wir: Was hältst Du aus heutiger Sicht von diesem Schritt? War es richtig, das zu tun?

Debora: Auf jeden Fall. Für mich war es eine großartige Gelegenheit, die ich sofort ergreifen konnte. Hamburg ist eine wunderbare Stadt, trotz der Abriegelung. Ich übe viel Sprache bei der Arbeit, und gleich nach der B2-Prüfung anzufangen, ist definitiv einfacher.

Wir: Wie ist Dein Leben in Deutschland? Deine Arbeit und Deini Privatleben hier?

Debora: Ich habe wunderbare Mitbewohnerinnen und Mitbewohner und meine Kolleginnen und Kollegen sind sehr hilfsbereit und freundlich. Ich erkunde die Stadt an meinen freien Tagen und halte mich an die Einschränkungen. Schon nach zwei Monaten fühle ich mich zu Hause. Ich kann mich zufrieden und glücklich schätzen.

Wir: Was ist Deiner Meinung nach hier in Deutschland in dieser Krisenzeit anders als in Italien, in Deinem täglichen Leben, abgesehen davon, dass die Einschränkungen hier nicht so streng sind?

Debora: Das Leben hier ist im Moment sehr ruhig, angesichts der geltenden Vorschriften. Die Menschen sind im Allgemeinen sehr diszipliniert und halten sich an die Einschränkungen. Wir haben hier sicherlich Glück, denn wir können mit den Menschen, mit denen wir zusammenleben, und mit einem Außenstehenden ausgehen, solange wir zu zweit sind und wir Abstand voneinander halten. In den Geschäften und in den öffentlichen Verkehrsmitteln besteht die Pflicht eine Maske zu tragen, aber wir leben sicherlich ein Alltagsleben, das der Normalität näher kommt als in Italien. Das deutsche Gesundheitswesen geht, wie ich sehe, sehr gut mit der Situation um.

Wir: Würdest Du diesen Schritt anderen Kollegen empfehlen?

Debora: Ich kann diesen großen Schritt nur wärmstens empfehlen. Es ist eine ausgezeichnete Gelegenheit für die berufliche und persönliche Entwicklung.

  • On 11 Mai 2020